Ende Januar 2013 war mein Freund Daniel, der eine Garage in Bern besitzt, in Florida um ein paar Autos zu besichtigen, welche er für Kunden kaufen wollte.
Einen 59er Cadillac Convertible für sich selbst, hatte er von der Schweiz aus bereits reserviert.
Bei der Gelegenheit, sagte ich ihm, ich würde mich für einen 57er Belair oder eine Corvette C3 bis Jg. 1972 interessieren. Egal welche Ausführung.
Er fand leider nichts, das sich zu kaufen lohnte. Wenn ich aber etwas finden würde, zwischen Florida und New Jersey, könnte er mit auf den Lastwagen geladen werden.
Er habe noch einen Platz, in einem der zwei gebuchten Container. Ich schaute also Mal bei E-Bay, ob es etwas passendes hat.
Tatsächlich war in New Jersey ein rotes 2-Door Sedan. Angeblich restauriert mit 5.7 Liter Motor und 4-Gang Getriebe. Statt der Bank vorne, waren Einzelsitze aus einem 65er Chevy montiert.
Es hatte zwar schöne Fotos, aber keines vom Unterboden. Eine Nachfrage meinerseits wurde nicht beantwortet.
Dann entdeckte ich noch einen zweiten 2-Door Sedan in South Carolina. Der schien in einem gebrauchten Originalzustand zu sein.
Die Gebote hatte noch nicht so ein hohes Niveau erreicht. Kurzerhand bot ich ein paar Mal mit... Die Auktion ging dem Ende entgegen und ich war tatsächlich der Höchstbietende!
Ein Anzahlung von 1000$ war gleich fällig. Obwohl spät Abends, rief ich sofort meinen Kumpel Daniel an, um ihm zu sagen, dass der leere Platz im Container gefüllt wird.
Nach Abklärung beim Anbieter erfuhr ich, dass das Auto einem Freund von ihm gehöre den er altershalber verkaufen wollte.
Dieser habe den Belair vor 25 Jahren von einem Kunden, für den Bau eines Hauses in Zahlung genommen. Viel sei er nicht damit gefahren. Er nahm damit regelmässig an den Paraden in Greenville/SC teil oder machte einen kleinen Ausflug.
Ürsprünglich wurde der Chevy in Tennesse neu gekauft und nach dem Umzug nach South Carolina (gemäss Title des Fahrzeuges) am 8. Januar 1986 in Simsonville/SC von Carol Chandler zugelassen.
Er gab mir die Bankdaten an, so dass ich die Zahlung vornehmen konnte.
Bei der Gelegenheit wies ich ihn an, für die Überfahrt den Frostschutz aufzufüllen und vier neue Weisswandreifen in den Kofferraum zu legen, für die ich 900$ zusätzlich überweisen würde.
Wie sich herausstellte, waren auf dem Belair zu grosse Reifen montiert und entsprechend waren auch die neuen zu gross. Die fanden dann unter den Kotflügeln des DeSoto ein Zuhause.
Am Gründonnerstag, kam der Container in Basel an. Von einem Freund konnte ich eine Pickup leihen, von einem anderen einen Autoanhänger. Daniel konnte, nach aussichtloser Diskussion mit der Disposition, direkt mit dem Lastwagenfahrer sprechen. Sonst hätten wir bis nach Ostern warten müssen.
Der unkomplizierte Mann, stellte den Anhänger an eine Rampe, beim Bahnhof Muttenz, BL.
Als ich ankam, war Daniel mit einem Kumpel bereits da. Ich war gespannt, was mich da erwartet.
Mit dem Belair, waren noch eine 81er Corvette und einiges an Material im Container.
Nach einigen Versuchen, sprang der Belair bei dem kalten Wetter an.
Er lief nicht gerade rund, aber um auf den Hänger zu fahren, reichte es.
Nachdem der Container leer war und wir den Boden gewischt hatten, kam auch schon der Lastwagen um ihn abzuholen. Der Fahrer erhielt noch ein schönes Trinkgeld für seine spontane Aktion.
Auf dem Heimweg regnete es, bzw. fing es gegen den Belchentunnel zu sogar an zu schneien.
Ich hatte den ganzen weg ein Grinsen im Gesicht.
Zuhause angekommen, lies ich ihn in meine Garage rollen.
Nun konnte ich mir den Wagen richtig ansehen und ich war zufrieden mit dem Kauf.
Er hatte zwar Patina, war aber soweit rostfrei.
Dass noch einiges an Arbeit anstehen würde, war klar. Aber damit hatte ich gerechnet.
Für die anstehenden Arbeiten nahm ich mir Zeit.
Der Unterboden wurde mit Trockeneis gestrahlt, mit Rostschutzfarbe eingenebelt und mit Wachs gegen Witterungseinflüsse geschützt.
Innen habe ich, nach Ausräumen der sitze und Teppiche, den Boden selber mit Drahtbürsten von Flugrost und Dreck befreit. Das Blech im Fusssraum des Beifahrers war rostig. Ein passgenaues Ersatzblech war in e-bay schnell gefunden und eingeschweisst.
Ausser dieser Spenglerarbeit, war noch bei Kofferraum ein Blechstreifen zu ersetzen.
Ansonsten haben wir keinen Rost gefunden.
Den ganzen Fussboden und den Kofferaummboden habe ich mit Rostschutzfarbe gestrichen.
Die Teppiche sahen noch sehr gut aus und wurden wieder verlegt.
Die Bremsen wurden ersetzt und auf 2-Kreissystem geändert und es wurde ein Bremskraftverstärker montiert. Im Weiteren gab es einen neuen 4-fach Vergaser, die Zündung wurde überholt und eine neue Doppelrohr Auspuffanlage montiert.
Das Heizregister war abgehängt, weil es undicht war. So haben wir ein neues montiert.
Bei diesem Auto ist es glücklicherweise vom Motorraum aus sehr einfach zu wechseln.
Es gab neue Türdichtungen. Die Türen und hinteren Hohlräume wurden Hohlraumöl behandelt.
Das Auto hatte gar keine Seitenspiegel. So habe ich gleich zwei neue bestellt und montiert.
Für den Tacho habe ich eine Scheibe mit Kilometerangaben besorgt und montiert.
Es gab auch sonst noch viele Kleinigkeiten zu machen.
Für die Chevrolets der Jahrgänge 1955 – 1957 gibt es fast alle Teile in USA recht günstig zu kaufen.
Im Frühling 2014 wurde der Belair für die 1. Inverkehrsetzung geprüft.
Hinten mussten noch Katzenaugen montiert werden, die Bremsen zogen etwas nach links.
Nachdem diese Arbeiten erledigt waren, erhielt der Chevy den grauen Ausweis und auf Anhieb auch gleich den Veteraneneintrag.
Seither wird der Wagen, nicht nur bei schönem Wetter, auf schweizerischen Strassen bewegt…