Wie ein seltener Chrysler 300 Hurst den Weg in die Schweiz fand
Schuld an allem hatte einmal mehr der Richu. Alle sassen wir gemütlich draussen, es war der letzte warme und schöne Freitag im September und diesen genossen wir in Form unseres Freitagshöcks auf der Terasse im Pub Lochness in Laupersdorf. Wir unterhielten uns über dieses und jenes, schwelgten in alten Zeiten und schwärmten von den Amis, die damals noch am Strassenrand für günstig Geld käuflich zu erwerben waren. Plötzlich, aus dem Nichts heraus, warf Richu in die Runde: «Heit dir übrigens gseh, ä Chrysler 300 Hurst isch usgschribe!» Dann schaute Richu zu mir und meinte: «Das wär doch öpis für di Marc?!». Richu und ich - wir kennen einander schon fast dreissig Jahre - wusste genau, dass er mit dieser Aussage in ein Wespennest gestochen hatte. Natürlich wurde ich hellhörig. In Gedanken sah ich dieses Full-Size Muscle Car direkt vor mir, ich erinnerte mich sogar an die Echtledersitze in Camelbeige, welche mich damals beinahe verschlangen, als ich mich in den Fonds eines eben erwähnten Chrysler 300 Hurst schwang. Eine solche Rarität wurde vor vielen Jahren von Alois Breitenberger gefahren, er war damals noch Mitglied bei den Friday Night Cruisers. Und an einer Ausfahrt, es war ziemlich zu Anfangszeiten meiner Ami-Karriere, durfte ich mit Alois in seinem Hurst mitfahren. Mir waren zu dieser Zeit im Mopar Segment lediglich die bekannten Modelle wie Charger, Coronet, Challenger, Barracuda, Roadrunner und GTX bekannt, von einem Chrysler 300 Hurst hatte ich bis dahin noch nie etwas gehört, oder es hat mich nicht beeindruckt. Als mich Alois dann aufklärte und mir sagte, dass der Chrysler von einem 440 TNT Motor angetrieben werde, war ich das erste Mal beeindruckt. Immerhin handelt es sich um ein 7,2l Aggregat mit 375 PS, wobei Kenner wissen, dass diese Zahl deutlich untertrieben ist. Als er mir dann noch erzählte, dass die komplette Motorhaube so wie der Kofferraumdeckel aus Polyester seien, hatte der Wagen meine vollste Aufmerksamkeit. Die Hurst Performance Company war damals in den USA etwa das, was heute AMG in Deutschland für Mercedes ist. In erster Linie war Hurst bekannt für seine Schalthebel, aber sie produzierte auch andere Artikel im Muscle Car Sektor und unterhielt auch die Rennabteilung mit Zubehör. Hurst baute zusätzlich auch Fahrzeuge ab Stange um, so zum Beispiel Musclecars aus dem Hause General Motors mit seinem legendären Hurst Olds, oder dem Pontiac GTO Hurst. 1970 wagte Hurst den Spagat zu Chrysler und kreierte auf der Basis des 300ers den Hurst. Wie es genau zu dieser Idee kam, ob Chrysler an Hurst gelangte oder umgekehrt, habe ich nicht herausgefunden. Originell jedoch finde ich, dass Hurst gerade mit seinen legendären Hurst Schalthebeln berühmt geworden ist, aber im Chrysler 300 Hurst der langweilige Lenkstock-Schalthebel zu finden ist. Rund vierzig Stück wurden mit einer Mittelkonsole ausgestattet, aber auch diese Schalthebel waren die originalen von Chrysler und keine speziell für dieses Fahrzeug von Hurst produzierten. Es sind die genau gleichen Schalthebel wie sie bei allen anderen Modellen von Chrysler zu finden sind. Viele Hurst Fahrzeuge waren mit dieser Weiss – Gold Lackierung versehen, aber es gab sie auch Schwarz – Grau, Schwarz – Gold, oder auch Weiss – Rot – Blau (Hurst SC Rambler). Die Mitfahrt damals im Chrysler 300 Hurst hatte mich dermassen fasziniert, dass ich mich sogar mehr als zwei Jahrzehnte später an sie erinnerte. Zurück in der Gegenwart: Da sass ich also zufrieden am Clubhöck, vor mir gutes Essen, um mich meine Freunde, doch war dies alles für mich zweitrangig geworden, denn mit meinen Gedanken war ich voll und ganz beim Hurst. «Wo isch dä usgschribe, dä Hurst, Richu?»
«Im Drive In, chum, ig zeige dirnä, das wär doch eine für di!» wiederholte er noch einmal, während er sein Smartphone aktivierte. Unter seiner Brille hervorschauend suchte Richu auf dem kleinen Display nach dem Inserat. In Gedanken sah ich mich schon Stücke aus meiner Sammlung verkaufen um den Chrysler finanzieren zu können. Es dauerte nicht lange, streckte mir Richu das Smartphone mit dem Mopar entgegen. Tatsächlich ein 300er Hurst, zumindest gemäss dem kleinen Bildschirmfoto. Diese gewaltige Silhouette mit der unverkennbaren, zweifarbigen Lackierung liessen sämtliche Zweifel verschwinden. Die Räder, die Zierstreifen, der Lufteinlass in der Fiberglashaube, der integrierte Heckspoiler im Fiberglaskofferraum, alles stimmte. Sogar der Preis. Dieser war mit 35000.- angegeben und nicht abgehoben für einen Wagen der keine 500 Mal gebaut wurde. Der Hurst war noch eine Zeit lang das Gesprächsthema am Tisch, die älteren Clubmitglieder konnten sich noch an die Rarität von Alois erinnern. Als ich mit meinem 1977er Trans Am durch die Nacht nach Hause fuhr, stellte ich mir vor, wie ich bereits ich im Hurst Chrysler sitzen würde. Zu Hause warf ich trotz später Stunde noch den Computer an und informierte mich über den Hurst. Wahnsinn. Vor zwanzig Jahren hätte ich sämtliche Hefte und Bücher aus den Regalen gerissen und mit etwas Glück, hätte ich nach Stunden aufreibender Suche, ein paar kleine Artikel über den Hurst gefunden. Vielleicht. Internet sei Dank, konnte ich mich binnen Sekunden in unzähligen Berichten, Bildern und sogar Videos über den Chrysler Hurst wähnen. Im Youtube waren gleich mehrere Videos mit einem 300er Hurst aufgeschaltet, diese zog ich mir rein, eines nach dem andern. Es grassieren Zahlen zwischen 485 und 502 gebauten 300 Hurst Chrysler. An sich spielt es keine Rolle, ob es nun 485 oder 502 sind, eine Rarität ist es ohnehin.
Bevor ich den Computer herunterfuhr, ging ich auf die Verkaufsplattform, welche die Rarität anbot. Ich schrieb dem Besitzer des Hurst Chryslers, dass ich mich für sein Fahrzeug interessiere, und ich die Kontaktaufnahme wünsche. Zwei Tage später, am Sonntag den 20. September, hatte ich eine Mail erhalten. Eine freundliche, aber bestimmte und inhaltlich sehr direkte: «Gerne dürfen Sie den Chrysler besichtigen kommen, eine Probefahrt ist jedoch nicht möglich, ich empfange keine Test-Drive-Touristen»… Eine klare Ansage, aber ehrlich und dies machte den Verkäufer für meinen Geschmack sympathisch. Über die Smartphones tauschten wir uns kurz aus und machten Nägel mit Köpfen und so stand ich bereits einen Tag später am abgemachten Treffpunkt in Rotkreuz. Der Chrysler stand nur gerade fünf Minuten entfernt vom Treffpunkt weg. Nach einigen Kurven durch ein besseres Wohnquartier erreichten wir etwas wie einen ehemaligen Landwirtschaftsbetrieb mit einer entsprechenden Scheune. Als Florian das grosse Scheunentor zu einem schmalen Durchgang für uns zwei öffnete und das Licht einschaltete, fand ich mich in einem Männerparadies wieder. Einige sehr tolle und rare Autos, Tanksäulen, ein paar Motorräder und unzählig viel cooles Dekomaterial liessen die Sehnerven der Augen beinahe überreizen. Und ganz hinten in einer Ecke, eingepfercht wie ein Relikt aus vergangener Zeit, stand der Chrysler 300 Hurst. Bereits in der Grundschule des Autohandels lernt man, dass man so nie ein Auto präsentiert das man verkaufen möchte: Staubig, in die Ecke gepfercht und zwar so, dass man nur auf einer Seite durchkommt und auch das noch schlecht. Hinzu kommt, dass auf Grund des schlechten Lichts nicht sehr viel vom Hurst zu sehen war. Doch Florian musste einen siebten Sinn gehabt haben, denn von allen Kaufinteressenten war ich mit Sicherheit der Verrückteste, dem genau diese schummrige Ambiente gefiel. Es verlieh dem Chrysler diesen sogenannten Scheunenfund-Touch. Dieses überdimensionale Stück Patina, eingehüllt in einer zarten Staubschicht – nicht einmal diese hatte er entfernt – strahlte dermassen viel Abenteuer- und Entdeckungslust aus, dass ich sofort ins Schwärmen geriet. Während ich mit der Fahrzeuginspektion begann, erzählte mir Florian die ganz Geschichte wie er zum Wagen gekommen sei. Er habe im Internet nach einem Hurst Chrysler gesucht, da ihn diese Wagen irgendwie schon immer faszinierten. Den vor mir stehenden Hurst habe er schlussendlich BLIND gekauft, nur anhand von Fotos und einer ausführlichen Beschreibung. Mutig, dachte ich spontan für mich. Während Florian berichtete, zündete ich mit der Taschenlampe des I-Phones durch die Seitenscheibe ins Fahrzeuginnere. Der erste Blick schockierte mich ein wenig, denn der Fahrersitz sah aus, als hätte er im Meer geschwommen und sei Opfer von mehreren Haiangriffen geworden. Aus den betroffenen Stellen am Sitz klaffte das Innenfutter wie bei einer offenen Fleischwunde. Die einst üppigen Sitze, deren Polsterabschnitte aneinandergereiht wie fette Würste aussehen, haben ihre besten Jahre gesehen. Der amerikanische Vorbesitzer musste wohl ein übergewichtiger Single gewesen sein, da der Beifahrersitz im Vergleich wie neu aussah. Auch dieser wies ein zwei Risse auf, doch kein Vergleich zum Fahrersitz. Bei der Sitzbank im Fonds hatten sich lediglich ein paar Nähte geöffnet, ansonsten schien die hintere Sitzbank noch ganz in Ordnung. Dachhimmel, Türpanos etc. machten einen gesunden Eindruck, lediglich die Armlehne auf der Fahrerseite hatte Risse, was beinahe normal ist. Der Motorraum war ehrlich, der 440 TNT Big-Block sah gesund aus. Dafür hatte der Chrysler kein Rost. Der Wagen stammt aus Los Angeles, dort ist es trocken und Salzfrei, zumindest wenn man nicht in der Küstengegend wohnt. Der Zustand des Lacks war schwer zu beurteilen. Einerseits weil der ganze Wagen ungewaschen und staubig da stand, andererseits, weil es noch der erste Lack war und dieser mit viel ehrlicher Patina versehen war. Als Verfechter vom Originalen, vertrete ich klar die Haltung: Original ist etwas nur einmal im Leben. Doch der Chrysler Hurst stand dermassen ehrlich vor mir, dies war sogar für mich beinahe etwas zu viel an Ehrlichkeit. Anders ausgedrückt, die in Gold lackierten Teile, welche die letzten knapp fünfzig Jahre der kalifornischen Sonne ausgesetzt waren, hatten ihren Glanz allmählich verloren. Ich vermutete, dass wenn man hier mit Politur dahinter gehen würde, das Gold gänzlich entfernt würde, so dünn ist die Lackschicht noch. Die weiss lackierten Teile könnte man sicherlich retten, das «Spinnaker-White», die Grundfarbe, wurde damals dick aufgetragen. Der Gesamtzustand der Lackierung liess sogar in mir die Frage aufkommen, ob eine Neulackierung nicht angebracht wäre, oder ob die vorhandene gerettet und somit der Originalzustand erhalten blieben könnte. Vielleicht müsste man den Wagen einfach mal vom Staub befreien, ihn mit grösster Vorsicht reinigen und mit edelstem, ohne chemische Zusatzstoffe versehenen Wachs behandeln, dann würde es sich zeigen, ob der originale Zustand gerettet werden könnte. Als ich die riesige Haube nach unten klappte, blickte ich über ein Meer von Gold. Gewaltig diese Fläche. Das Spektakuläre am Hurst Chrysler ist, dass der Kofferraum quasi gleich lang ist wie die Motorhaube. Zwischen sehr viel Motorhaube und sehr viel Kofferraum quetschten die Amis damals die Fahrgastzelle, die verglichen mit anderen Autos auch ziemlich gross ist.
Ich war in der Zwickmühle. Mir war bewusst, dass ich vor einem verdammt raren Wagen stand, einem echten Chrysler 300 Hurst, einem von 485 gebauten Fahrzeugen und das noch in sehr originalem Zustand. Florian schrieb den Wagen zu einem Preis aus, der in Anbetracht der unglaublichen Rarität nicht zu viel wäre, wenn der Zustand etwas besser wäre. Ich versuchte für mich die Summe zu eruieren, welche es benötigte, um den Wagen beim Strassenverkehrsamt des Kantons Bern, als Veteran durchzubringen. Da ich jedoch unmittelbar vor meinem Objekt der Begierde stand, brachte die ganze Rechnerei nichts, denn gerade weil ich den Wagen unbedingt wollte, log ich mich nur selber an. Es war in etwa so, als müsste ich beim Tierarzt über die Behandlungskosten entscheiden, während mir mein schwer kranker Hund treuherzig in die Augen schaut. In so einem Moment spielen die Kosten schliesslich auch keine Rolle. Ehrlicherweise war mit der abgeschossenen Lackierung und dem defekten Fahrersitz die nüchterne Fahrzeugbeurteilung noch nicht abgeschlossen. Der Heckspoiler hatte einen Riss, am Kofferraumdeckel war die Farbe abgeblättert, beim Kofferraumdeckel selber fehlten die Zugfedern und die Reifen waren steinalt. Hinzu würde das Unvorhergesehene kommen, mit Überraschungen muss man immer rechnen wenn man einen so alten Wagen kauft. Schläuche die spröde sind, Manschetten, Gummilager und vieles mehr. Die Chromstossstangen hatten auch nicht mehr den Glanz von 1970, mit guter Politur könnte man sie noch ein wenig retten, aber den tiefen Chromglanz wie einst bringt man kaum wieder hin. Was die Originalität und Authentizität betrifft, hätte der Wagen sicherlich die Bestnote erzielt. Ich gestand gegenüber Florian, dass ich anhand des einzigen Fotos, welches ich im Netz sah, einen besseren Wagen erwartete. Florian meinte, dass es schwer sei, den Zustand eines solchen Wagens zu beschreiben. Er erwarte, dass bei Interesse, dem Wagen gegenüber genügend Wertschätzung für eine Besichtigung entgegengebracht werde. Mit dieser Aussage hatte er Recht, die alleinige Fahrzeugbeschreibung hätte mich schliesslich nicht von einer persönlichen Fahrzeuginspektion abgehalten.
So standen wir zwei nun vor dem Chrysler, blickten über die weiss – goldene Blechlawine und keiner sagte etwas. In meinem Kopf drehte sich immer die magische Zahl fünfhundert. Gemäss fundamentierten Moparseiten, sind es jedoch eher eben die 485 Stück. Und man geht davon aus, dass heute noch knapp die Hälfte der einst gebauten Fahrzeuge existiert, demnach dürften es heute noch knapp 250 Stück sein. Einer ist in Deutschland unterwegs, der von Alois wurde in den 90er ins Österreich verkauft, ob der noch immer dort ist, oder eben nach Deutschland gewechselt hat, kann ich nicht sagen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wäre ich in der Schweiz der einzige mit diesem Hurst. Da stand ich also vor dieser Rarität und ich wusste nicht was ich machen sollte. Der geforderte Betrag war einfach zu viel für mich. Rarität hin oder her, der Zustand war einfach zu wenig gut, als dass sich diese Summe gerechtfertigt hätte. In den USA bekommt man einen restaurierten und schönen 300er Hurst für rund 30 – 40000 Dollar. Als ich die Kosten für die Bereitstellung bis zum Veteraneneintrag kurz rechnete, kam ich zum Schluss, dass ich für diese Summe einen fertigen aus den USA importiere. Auf der Heimfahrt studierte ich dermassen an dem Chrysler Hurst herum, dass ich die Autobahnausfahrt Dagmersellen verpasste. Ich erinnerte mich an meinen «Lehrblätz» und seit diesem schwor ich mir, nie wieder ein Auto zu kaufen, in das ich noch investieren muss. Investieren, im Sinne von restaurieren. Es war in erster Linie der Fahrersitz der mir bei der Besichtigung den Garaus machte. Richtig dumm, ich weiss, aber dieser durchgesessene, kaputte Fahrersitz hatte sich in meinem Gehirn eingebrannt. Als wäre der Sitz seit Jahren das Gelege eines gehässigen Pitbulls, der im Blutrausch immer wieder ein paar Stücke vom Sitz rausgebissen hatte. Kein Thema, so ein Sitz kann neu aufgebaut werden, es ist einfach eine Kostenfrage. Und aus optischen Gründen müsste man beide Vordersitze neu beziehen lassen, nur ein Sitz erneuern wäre irrsinnig. Irgendwie war ich stolz auf mich, dass ich nichts überstürzte, dem Verkäufer sagte, dass ich Bedenkzeit bräuchte, andererseits wusste ich zum genau gleichen Zeitpunkt, dass ich mir in den Arsch beissen werde, wenn der Hurst andersweitig verkauft wird. Es war, als würde auf der einen Seite meiner Schulter das Engelchen hocken und mir zu meinem weisen Entscheid gratulieren, auf den Hurst verzichtet zu haben und auf der anderen Seite hockt das Teufelchen, das mich ständig mit seinem Dreizack zu einem Kauf anstachelt. Daheim startete ich den Computer und schaute mir abermals die Youtube Videos vom Chrysler an, welche ich schon zig Male gesehen hatte. Es verging kein Tag seit der Besichtigung an dem ich nicht die wenigen Fotos anschaute, welche ich in dem Schuppen in Rotkreuz vom Hurst schoss. Wann immer ich konnte, sah ich mir Bilder des Chryslers an und bei jedem Male wenn ich im Streifenwagen am Rastplatz Hurst vorbeifuhr, schlug mein Herz höher. Richtig, wir in der Schweiz haben auf der Autobahn A1 einen kleinen Rastplatz, der Hurst heisst. Der Rastplatzes wurde wegen seines Namens bereits in einem deutschen Automagazin für US-Cars aufgenommen. Geschrieben ist er genau gleich, aussprechen tut man ihn jedoch genau so wie man ihn schreibt und eben nicht wie auf amerikanisch: «Hörst».
Die Tage vergingen und ich blieb hart. Am Abend des 24. Septembers erreichte mich eine Nachricht von Florian per email. Es gäbe einen konkreten Interessenten, der am Wagen interessiert sei, der komme noch diese Woche schauen. Florian hatte ich längst meine Summe geschrieben, die ich bereit gewesen wäre, für den Hurst zu bezahlen. Da diese unter dem geforderten Betrag lag, musste ich hart bleiben und lehnte leidend ab. Sollte irgendetwas schief laufen, mein Angebot stehe fest, ich sei nach wie vor interessiert am Wagen.
Zwei Wochen später, ich sass mit meiner Schwester in einem Restaurant und wir genossen den Abend, sah ich plötzlich im Augenwinkel den Bildschirm meines I-Phones aufleuchten. «Chrysler Hurst 300» blinkte es nervös auf dem Display. Mit dem Adrenalinschub der über mich kam, griff ich zum Telefon und noch während ich den Anruf entgegennahm, entschuldigte ich mich bei meiner Schwester mit den Worten: «Sorry, ist wichtig». Es war Florian, der Hurst Besitzer. Nach ein paar kurzen Anstandsfloskeln eröffnete er mir, dass er die Nase nun voll habe von all den Quacksalbern die kein Geld haben, ich könne den Hurst für den von mir gebotenen Betrag haben wenn ich ihn noch wolle. Ich war platt. Eigentlich hatte ich mit dem Hurst schon abgeschlossen und nun das. Meine Glückshormone sprangen wie Maiskörner die zu Popcorn verarbeitet wurden in mir umher. Florian sagte mir, dass er nächsten Freitag in die Ferien gehe, wenn es Recht sei, können wir das Geschäft abwickeln wenn er nach Hause komme. Und wie Recht mir das war! Als ich aufgelegt hatte, wäre ich am liebsten aufgestanden und hätte mit meiner Schwester mitten im Restaurant einen Sirtaki getanzt. Ich zeigte meiner Schwester Fotos vom Chrysler und erzählte ihr vom Wagen. Sie interessiert sich für Autos etwa so stark wie ich mich für das Paarungsverhalten von Plankton, sprich, überhaupt nicht. Doch anerkannte sie meine spontane Freude und opferte sich freundlicherweise mit ihrer Aufmerksamkeit. Zu Hause startete ich als erstes den Computer und zog mir zum hundertsten Mal dieselben Videos vom Hurst Chrysler rein.
Am 26. Oktober erreichte mich die Nachricht von Florian, dass seine Ferien zu Ende seien und wir den Handel mit dem Chrysler über die Bühne bringen können und so vereinbarten wir den Samstag, 31. Oktober 2020, als letzten Besichtigungstermin. Doch es kam wieder anders. Am Freitag, ein Tag vor dem vereinbarten Termin, rief mich Florian an und meinte, dass es ihn nun mit einer Grippe ins Bett gehauen hatte. Da wir mitten in der zweiten Corona Welle steckten, wollte er das Wort «Covid 19» nicht einmal in den Mund nehmen. Florian machte spontan den Vorschlag, dass Roland für ihn einspringen und er mir den Chrysler zeigen könne. Roland ist der Besitzer der Scheune, der Vermieter für die Abstellplätze für Florians Autos und da ich Roland ebenfalls persönlich kenne, stand dieser Idee nichts im Weg. Kurz vor Mittag stand ich in Rotkreuz, Roland begrüsste mich mit einem Booster in der Hand an mir vorbeigehend. Als ich die Scheune betrat, stand der Hurst noch genau so in seiner Ecke, wie ich ihn nach der ersten Besichtigung verliess. Wie die schlafende Bestie, eingehüllt in einem Staubkleid, wartete s
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