Den Crown Vic, wie er genannt wird, kennt man aus amerikanischen Filmen der 90er Jahre.
Als Taxi, FBI, Polizei- oder Regiesrungsfahrzeug.
Ein Robuster 4.6 liter V8 mit 4-Gang Automatik und Heckantrieb.
Da waren Laufleistungen von 500'000 Meilen keine Seltenheit
Per Zufall entdeckte ich im Oktober 2006 in E-Bay Schweiz einen 94er Crown Victoria.
Die Gebote lagen um die CHF 2‘000.-. Das Auto war frisch geprüft und gerade Mal 49‘000 Meilen auf dem Tacho. Ich dachte mir, da kann man nichts falsch machen und gab den Betrag von CHF 5‘050.- ein. Zwei Tage später kam ein Mail, ich hätte gewonnen.
Nun, ich hätte nicht erwartet, dass mich keiner überbieten würde.
Andererseits ist so ein grosses Auto nicht jedermanns Sache.
Also bin ich mit meinem Vater nach Zug gefahren, um den Ford zu holen.
Der symphytische Besitzer stellte sich als Cuno vor. Er habe in Kalifornien gearbeitet und sich 2002 den Crown Vic zugelegt. 2004 ist er in die Schweiz zurückgekehrt und hat den Wagen als Umzugsgut mitgenommen. Die erste Inverkehrsetzung ging, auch dem California Tag im Motorraum, reibungslos. Bis auf die Standlichter musste nichts geändert werden.
Nun hatte er einen Firmenwagen erhalten und nebst der Harley, fast nicht mehr die Zeit noch mit dem Ford zu fahren. Seiner Frau, eine gebürtige Amerikanerin, war der Wagen zu gross um auf den kleinen Schweizer Strassen zu fahren, bzw. auf den kleinen Parkfeldern zu parkieren.
Cuno war froh, dass jemand den Wagen bekommt, der in auch schätzt und nicht als Handelsobjekt übernimmt.
So hatte ich also nun einen „neuen“ Alltagswagen. Ein paar Jahre lang fuhr ich Sommer und Winter zur Arbeit, in die Ferien nach Schweden und nutzte ihn auch in der Freizeit.
Daneben hatte ich auch noch einen Caprice-Kombi als Alltagswagen. Den wollte einer unbedingt haben, so habe ich ihn verkauft. Per Zufall fand ich dann einen Tahoe in Topzustand mit unter 100‘000km. Ich entschied mich, den Crown Vic Mal zu inserieren.
Es dauerte nicht lange, da meldete sich Matthias, der zwei Dörfer weiter wohnte.
Er hätte schon seit Jahren so einen gesucht. Nach einer Probefahrt wurden wir uns einig.
Die paar Mängel waren für ihn als Ford-Mechaniker kein Problem.
Während der nächsten Jahre hatten wir immer wieder Kontakt. Er schrieb mir, was er am Auto erneuert hat. Schickte Bilder von der neu lackierten Haube. Wir fuhren einige Mal auf der Autobahn hintereinander, weil wir fast denselben Arbeitsweg hatten.
Zwischendurch schrieb er, dass er mit dem Gedanken spielt, den Ford zu verkaufen, weil er es Schade fand, jeden Tag so viele Meilen abzuspulen. Ich schrieb zurück und fragte, was er denn sonst fahren wolle und der nächste Besitzer würde dann genau gleich weiterfahre. Er meinte, da würde er den Wagen doch lieber selber fahren.
Cuno dem Vorbesitzer habe ich über die Jahre immer Mal wieder Infos über den Crown Vic gesendet und her hatte immer Freude, dass das Auto immer noch in guten Händen war.
Im Herbst 2018 schrieb mir Matthias, er hätte jetzt wieder eine Stelle in der Ford Garage, in der er früher gearbeitet hatte. Diese ist aber gerade Mal 5 Kilometer von Zuhause.
Jetzt würde es ihn definitiv reuen, nur kurze Strecken mit dem Ford zu fahren.
Falls ich jemanden wisse, der an dem Ford Freude hätte, würde er ihn verkaufen.
Ich rief ihn an und sagte, ich würde am Feierabend bei ihm in der Garage vorbeikommen.
Nach eine Proforma-Probefahrt und einem Bier, war die Sache besiegelt.
Ich würde ihm den Ford für denselben Preis + 500.- wieder abkaufen.
Matthias staunte und fragte ob ich das ernst meine. Ich sagte, ausser dass der Tacho mehr Meilen drauf habe, sei das Auto ja in besserem Zustand, da er vieles gemacht hatte.
So brachte er mir den Ford nach Hause und ich fuhr ihn mit meinem DeSoto nach Hause.
Unterwegs machten wir noch einen Kaffeehalt um den Papierkram zu erledigen.
Ein paar Tage später, schrieb ich Cuno, dass ich den Ford wieder zurückgekauft hätte.
Darauf meinte er, er habe mich oder jedenfalls das Auto schon ein paar Mal gesehen.
Er sei inzwischen ins Elternhaus gezogen, wo er aufgewachsen ist.
Und dieses wiederum, steht in Koppigen zwei Dörfer von meinem Wohnort.
Er habe schon jedes Mal Emotionen, wenn er „seinen“ Crown Vic wieder sehe.
Wir wollten dann Mal etwas ausmachen, damit sich die 3 Schweizer Besitzer des California Car’s treffen können.
Inzwischen hat mir Matthias mal geschrieben, ob ich mit dem DeSoto auch Hochzeiten fahren würde. Normalerweise nicht, aber für Freunde und Familie…. Seine Tochter Fiona würde heiraten und er hätte gehofft, ich würde zusagen. Ich sagte, das würde ich natürlich gerne machen.
Die Brautführer würden sich bei mir melden, wegen dem Ablauf.
Es war also vorgesehen, dass ich das Brautpaar ab Koppigen (so ein Zufall), zur Kirche in Messen und danach zum Apero fahren soll.
Ich fragte, wie den die Braut nach Koppigen zum Treffpunkt mit dem Bräutigam, zum gemeinsamen Imbiss und Fotoshooting kommt. Sie würde mit der Brautführerin dorthin fahren.
Ich antwortete, dass es nicht in Frage käme, ich würde sie selbstverständlich Zuhause abholen.
Mit der Brautführerin machte ich aus, ich würde kurz vor dem Termin in die Nähe des Elternhauses fahren. Dort würde ich warten, bis sie mir schreibt, wenn sie aus dem Haus kämen.
Es war ja eine Überraschung für die Braut.
Nun war die Überraschung natürlich umso grösser, weil ich mit dem auf Hochglanz geputzten Ford Crown Victoria auftauchte. Bei Vater und Tochter kullerten die Tränen.
Auf der Fahrt nach Koppigen, verriet die Braut, dass sie manche schöne Erinnerungen an den Ford hatte und ihn auch ein bisschen vermisst hätte.
Beim Aussteigen wurden dann ein paar Fotos mit Braut und Ford gemacht, danach fuhr ich nach Hause um den DeSoto zu holen.
Das Brautpaar machte grosse Augen. Wie gesagt, wussten sie ja von nichts.
Nach der Fahrt zur Kirche und zum Apero war meine Fahrt offiziell zu Ende, durfte mich aber ebenfalls am Buffett bedienen.
Matthias kam zu mir und bedankte sich für die Oldtimer-Fahrt mit seiner Tochter.
Dass ich mit dem Crown Victoria Fiona abgeholt hätte, sei wirklich eine tolle Idee gewesen.
Daran werde auch er noch lange denken….
Nun ist der Crown Vic bald 30 Jahre alt und schon fast ein Oldtimer.