Der bordeauxrote Oldsmobile Cutlass von 1966 ist mir das erste Mal 2006 am US Car Treffen in Mollis aufgefallen. Ich sah den Wagen einfahren, der Besitzer stieg aus dem Fahrzeug und legte ein Verkaufsschild auf die Frontscheibe.
Da habe ich mir natürlich gleich angesehen. Faszinieren war die Heckpartie mit der geschwungenen Hüfte, die fehlende B-Säule.
Mir haben Autos immer gefallen, welche keine Mittelsäulen zwischen den vorderen und hinteren Scheiben aufwiesen.
Man nennt es Hardtop oder auch "Faux-Cabriolet", weil es aussah wie ein Cabriolet mit aufgespanntem Dach.
Die Heckscheibe steht steiler als die Flucht der Dachlinie. Dadurch gibt sich die C-Säule elegant, wie wie sie später bei der Corvette der Jahrgänge 1966 bis 1977 oder der Dodge Charger ab 1968 geformt war.
Über die Motorhaube ist der Chromstreifen geformt wie ein Schwert.
Das Auto war schön, der Preis war mir etwas zu hoch und im Moment hatte ich nicht gerade vor meinen Fahrzeugbestand zu vergrössern.
Ich hatte 3 Fullsize Ami’s und die 81er Corvette. Da entschied ich mich, meinen Impala SS von 1996 u verkaufen, da ich doch eigentlich einen älteren Oldtimer wollte.
Mit dem 94er Ford Crown Victoria und 91er Chevrolet Caprice Kombi hatte ich ja zwei alltagstaugliche US-Cars. Tatsächlich fand sich ein Käufer für den seltenen Impala in Top-Zustand.
Er wurde im August 2007 abgeholt. Inzwischen kam mir das Inserat vom Oldsmobile in „Drive-in“ unter die Augen.
Der Preis war noch immer gleich hoch. Ich wollte noch etwas weiterschauen.
Einen Monat später war der Olds im Ricardo zur Auktion aufgeschaltet.
Ich zeigte meiner Freundin das Inserat und sagte: „Schau Dir Mal den Preis an…“
Sie sagte: „ Ruf da sofort an. Wir wollen uns das Auto ansehen. Sonst bist Du Dir’s wieder reuig, dass Du eine Chance verpasst hast.“
Ich rief also an und wir fuhren nach Rümlang zu Kuno, dem Besitzer.
Er hätte das Auto ein paar Jahre gehabt. Der Vorbesitzer habe es vor ein paar Jahren restauriert.
Der Tacho zeigt 12‘000km. Man habe nach der Motorrevision auf Null gestellt.
Kuno hatte offenbar mit deinem Hobby, dem Bierbrauen und Vertrieb von Bausätzen zum Bierbrauen, nicht mehr so viel Zeit. Wenn schon, schwinge er sich auf die Harley um vom Alltag abzuschalten.
Nach einer Probefahrt, war klar. Das Auto will ich kaufen.
Wir machten einen Termin für den folgenden Samstag.
Aber ich solle einen Lieferwagen mitbringen. Da gibt es noch einen Haufen Teile dazu.
Meine Freundin und ich fuhren also mit meinem Caprice Kombi zu Kuno um den Olds abzuholen.
„Das könnte etwas knapp werden“ meinte Kuno und kam mit dem ersten Kotflügel daher.
Danach der zweite, die Innenkotflügel, Stossstangen, Kühlergrill … „hast Du noch Platz?“ ja bring nur.
Armaturenbrett, 3 Kisten mit Teile, 4 Originalräder.
Ok. Zwei Räder mussten in den Kofferraum des Cutlass. Der Rest hatte aber zum grossen Staunen von Kuno in dem „Riesenwal“ Platz.
Zufrieden brachten wir den Oldsmobile Cutlass nach Hause.
Kuno habe ich ebenfalls zwischen durch Mal per SMS über den Verbleib und Kilometerstand seines Olds auf dem Laufenden gehalten.
In dem Ordner, den ich dazubekommen habe, waren handgeschrieben Rechnungen zur Restauration und ein paar Fotos, wie der Wagen vorher aussah. Da war ein Loch in der Haube aus dem ein Luftfilter herausragte. Dies wurde offenbar in zwei Versionen ausgeführt. Zuerst ein kleiner runder Filter. Später ein Scoop mit drei Klappen. Montier waren weisse Stahlfelgen mit breiten Walzen.
Im Internet sah ich später Bilder vom American live 1982 oder 1983 mit einem Cutlass, der nebst weissen Felgen und einem Buckel auf der Haube, eine Flammenlackierung aufwies. Unter der Stossstange, waren zwei gelbe Nebelleuchten montiert. Das musste meiner gewesen sein!
2021 hat ein Marcel in einer US-Car Gruppe in Facebook nach dem Verbleib des blauen 1958er Impalas seines Vaters gefragt. Ich schrieb, der sei immer noch bei den Friday Night Cruisers und gab ihm einige Infos zu Wagen und Besitzer.
Kurz darauf postete er Bilder in der Gruppe, von einer Ausfahrt ans American Live von 1983.
Darauf erkannte ich wiederum den Cutlass mit der Flammenmalerei.
Ich schrieb Marcel darauf an. Er gehörte einem guten Freund der Familie. In diesem Oldsmobile sei er als Kind öfters mitgefahren. Der damalige Besitzer Paul habe ihn dann zugunsten eines 59er Chevy Impala verkauft. Heute sagt er über das Flammenmotiv, dass er das nicht mehr so machen würde.
Marcel schickte mir noch Fotos vom Olds aus dieser Zeit.
Es war sogar eine Seitenauspuffanlage montiert.
Da sieht man, was dieses Auto im Laufe der Jahre für einen Wandel durchgemacht hat.
Es wurde im Zeitgeist der 80er Jahre modifiziert und später wieder zurückgebaut.
Heute steht er in mehr oder weniger originalem Zustand da.