Für mich als Originalpurist ist die Frage betreffend einer Neumalerei für einen Oldtimer rasch beantwortet. Eine Neumalerei kommt nur in Frage, wenn der originale Lack in einem dermassen schlechten Zustand ist, dass er nicht mehr erhaltungswürdig ist, oder es nicht der Originallack und die Farbe nicht authentisch ist. Mein Lieblingszitat im Zusammenhang mit Oldtimer ist: Original ist etwas nur einmal im Leben. An dieses Leitzitat halte ich mich soweit als möglich. In meiner Sammlung stehen drei Oldtimerautos die noch ihren Erstlack besitzen und ich werde mich hüten davor, einen dieser neu zu lackieren. Ich erachte es als meine Pflicht, durch saubere Fahrzeug- bzw. Lackpflege, den Originallack zu erhalten und ihn nach den besten Möglichkeiten zu konservieren!! Diverse Produkte verschiedenster Anbieter stehen einen zur Verfügung, ich habe mich für die Produkte der Firma RIWAX entschieden. Ist ein Lack in wirklich schlechtem Zustand, aber es ist noch ausreichend Material vorhanden, reinige ich den Lack mit Paint-Cleaner (manchmal auch nur Stellenweise). Dieses Produkt lässt sich auch sehr gut mit Wasser verdünnen. Aber achtung! Paint Cleaner ist eine Politur und Politur = Schichtabtragung durch kleinste Schleifkörner. Der Lack muss anschliessend mit einem anderen Produkt, z.B RX 200 aufbereitet werden, so dass er ganz am Schluss mit einem Wachs (z.B Swiss-Wax) behandelt, sprich konserviert werden kann. Profis der Firma RIWAX haben mich bei einer Aktion unterstützt. Ein sprichwörtlicher Scheunenfund (der Studebaker stand über 30 Jahre unberührt in einer Garage) wurde zur Hälfte aufbereitet. Mit einer Schnur wurde eine Lini der Längsachse nach über das Fahrzeug gezogen und an dieser Linie orientierte ich mich bei der Fahrzeugaufbereitung. Profis der Firma gaben dem Wagen den letzten Schliff und heute steht der Studebaker Commander von 1953 im Eventmuseum in Laupersdorf. Ich gratuliere Martin Jaggi, dass er sich entschieden hat, den Wagen genau so in seiner Sammlung zu integrieren!
Doch zurück zu den Lacken von damals. Mein 1967er Plymouth Barracuda habe ich mit den Produkten von RIWAX komplett aufbereitet und das Ergebnis kann sich meines Erachtens sehen lassen. Auch dieser Wagen stand viele Jahre unbeachtet in einer Tiefgarage. Der Erstlack, ein Lack auf Nitrobasis, ist ziemlich dick aufgetragen, weshalb eine Aufbereitung mit Polieren, etc. ein leichtes ist, auch für einen Laien wie mich. Leider sind Nitrolacke heute verboten. Wegen der Umwelt natürlich, werden heute Lacke verwendet, welche auf Wasserbasis verarbeitet werden. Meines Erachtens kommt durch diesen modernen Lack der typische Tiefenglanz nicht mehr so recht zur Geltung wie bei den Nitrolacken. Lange Zeit wurde im Übrigen auch mit dem Pinsel lackiert, pardon, gestrichen. Ich habe einen Bericht in einem Oldtimermagazin gelesen, da erzählte ein alter Lackiermeister über diese Technik mit dem Pinsel. Wenn also Raum-, Blech- und Farbtemperatur stimmten, der Pinsel die richtigen Borsten hatte, erreichte dieser einen Anstrich, der jeden Lackierer mit der Spritzpistole alt dagegen aussehen liess! Ein Kotflügel musste zuerst der länge nach gestrichen werden, dann quer. Dann musste der Lack ca. 30 Minuten anziehen, ehe der letzte Anstrich wieder der Länge nach folgte und dann verfloss die Farbe so sauber in sich, dass sich der Meister selber im gestrichenen Teil spiegeln konnte. Es ist ein Handwerk über welches wohl nur noch die ganz alten Automaler reden können. Ich selber habe die Kotfülgel meines 1956er Saurers mit einer sogenannten Langöler Farbe gestrichen. Diese Farbe ist, wie es der Name bereits sagt, sehr ölhaltig und verläuft entsprechend schön. Die Kotflügel sehen aus, als wären sie von einem Profi lackiert worden! Keine Orangenhaut, keine Pinselstrukturen, ein spiegelglatter Anstrich. Nachteil ist, das Schwarz hat nicht denselben Tiefenglanz wie bei der herkömmlichen Farbe, geschweige Farbe auf Nitrobasis. Zudem ist sie natürlich nicht Säurebeständig wie z.B eine Zweikomponenten Lackierung.
Wenn ich an einem Oldtimertreffen einen Oldtimer sehe der eine Metallic Lackierung hat, welche es bei dem Fahrzeug nie gab, entweder weil das Fahrzeug nie mit einer solchen verkauft wurde, oder weil es die Metallic Lackierung zu dieser Zeit noch gar nicht gab, stört mich das. Es würde für mich nie in Frage kommen. Von einem Autolackierer wurde ich jedoch darüber aufgeklärt, dass es Metallic Lackierungen schon ziemlich lange gibt. Damals seien jedoch an Stelle von Metallpartikeln, Fischschuppen verwendet worden! Die Fischschuppen seien getrocknet und dann der Farbe beigemischt worden. Wer diese Lackiertechnik beherrschte, erreichte eine besonders effektvolle Lackierung und das schon Ende der Dreissigerjahre!! Die erste Druckluftbetriebene Spritzpistole wurde bereits 1907 erfunden, diese Technik löste das umständliche Lackieren mit dem Pinsel ab. Die Firma Glasurit hat sich auf Oldtimerlacke spezialisiert. Sie führt ein grosses Register mit Fahrzeugen und den dazugehörigen Lacken. Leider ist es aus Umweltgründen nicht mehr möglich, gewisse Lacke zu verwenden. Dank wiederum modernster Technik, ist es möglich, auch Lackierarbeiten wie damals nachzuahmen. Vergessen wir aber eines nicht: Original ist etwas nur einmal im Leben!