Warum ein 1970er Shelby ein sehr frühes Produktionsdatum aus dem Vorjahr haben kann - und was das FBI damit zu tun hat. Beschreibung der 69-70er Shelby allgemein sowie die Geschichte dieses Wagen insbesondere.
Grundsätzlich stammen alle Shelby GT vom Ford Mustang ab. Dies ab Jahrgang 1965 bis 1970 sowie die Fahrzeuge aus der Neuzeit. Wurde anfänglich nur ein GT350 4-Speed Fastback hergestellt, konnte gegen Ende der 60er Jahre grob zwischen Fastback und Cabrio, einem GT350 oder GT500 sowie 4-Gang-Handschaltung und Automat gewählt werden.
Modelljahr 1969
Der 1969 Shelby hat ein ziemlich anderes Outfit als der 1969 Mustang. Mit seinen vorderen Kotflügeln, Motorhaube und Heckdeckel aus Fiberglas ist der Shelby rund drei Zoll länger als der schon gestreckte ’69 Mustang.
Die Haube wurde mit fünf Hutzen im NACA-Styl ausgerüstet. Die Haubenfront ist mit einer Chromleiste versehen, welche um den Grill läuft und in die schmale Shelby Stossstange läuft.
Eine zweite Chromleiste bildet quasi ein Maul um den Grill, welcher mit zwei Lucas Fernscheinwerfer versehen ist, die knapp über der Stossstange montiert sind. Die Shelby GT Seitenstreifen sind breiter, in der Mitte platziert und verlaufen über die ganze Wagenseite. Die hinteren Seitenhutzen sind grösser und beim Cabriolet mittig hinter der Türe und beim Fastback unter der C-Säule montiert, so wie es der 1968 Fastback Shelby bereits hatte.
Am Heck sind Thunderbird Heckleuchten montiert sowie ein Nummernhalter mit Feder, welcher den Tankstutzen abdeckt. Früh im Modelljahr wurde die beiden Auspuffende gerade mal ein Zoll
unter dem Tankeinfüllstutzen angeordnet. Später waren sie weiter aussen montiert und frühere
Autos wurden wegen der Feuergefährlichkeit zurückgerufen. Alle Ford Grabber Farben waren verfügbar sowie alle 1968 Shelby Farben. Alle GT350 erhielten Fords neuen 290PS 351cui V8 Motor, während der GT500 weiterhin mit dem 1968 GT500 Cobra-Jet Motor mit 335 PS und 428cui Hubraum ausgerüstet blieb. Im Herbst 1969 entschied Shelby nach 3’153 Fahrzeugen, keine weiteren Shelby GTs mehr zu produzieren, es blieb eine Lager von 789 noch nicht fertiggestellter Autos, welche später als 1970 Shelby verkauft wurden.
(Zusammengefasst durch Mustang Club of Switzerland)
Modelljahr 1970 (Letztes Produktionsjahr)
Im Herbst 1969 entschied sich Shelby keine weiteren Shelby GTs zu bauen, die verbliebenen noch unvollständig hergestellten 789 Autos wurden als 1970 Shelby verkauft.
Unter der Aufsicht von FBI Agenten wurden die Frontscheiben ausgebaut, die VIN-Platten (mit 9F beginnend) entfernt und neue 1970 VIN Nummern (beginnend mit 0F) auf neuen Plaketten eingebaut. Zusätzlich kamen zwei schwarze Streifen auf die Motorhaube, ein ein kleinen Frontspoiler, sowie das Abgasreinigungssystem, welches für alle 70er Modelle vorgeschrieben war. Dies war das letzte Jahr, in welchem offizielle Shelby Modelle lieferbar waren. Das blieb so bis zum 2006 Shelby Modell.
Meine eigenen Recherchen zeigen noch auf, dass vor allem auch die Zerstörung der alten VIN Platten durch die Beamten genausestens überprüft wurde! Diese Arbeiten geschahen nicht nur im Werk von Shelby selbst; ein grosser Teil erledigte der Zulieferer Kar Kraft und einige Händler wurden ebenso dazu berechtigt, da die Kosten für den Transfer der Neuwagen aus deren Ausstellraum zurück in die Fabrik und wieder deren Anlieferung zu kostspielig geworden wäre.
Zu diesem Fahrzeug 0F02M 48 1283
Einer von 114 gebauten 1970er Fastback mit 5.7 Liter - 4 Gang
02. Januar 1969 Fahrzeug Bestellungseingang im Werk
30. Januar 1969 Wagen / Optionen wurden konfiguriert (Production Sheet)
27. Februar1969 Geplantes Produktions Datum in Dearborn
25. Februar 1969 Effektiver Herstellungstag
15. Januar 1970 Verschiffung zu DuBois / Brüssel, weiter an Händler Florin/Brüssel
Verkauf an Debled, Marrakech/Marokko jedoch nie erreicht
01. Juni 1971 Erste Zulassung in der Schweiz durch Tissot
30. Juni 1972 Zulassung durch den nachfolgenden Besitzer
29. März 1978 Kauf durch aktuellen Besitzer, Zulassung 4.4.78
6. Juli1979 Besuch bei Claude DuBois/Brüssel, Europa Shelby Importeur
Suche der Karteikarte, Original Prospekt mit Stempel erhalten
Sommer 1979 Der Antriebstrang wird erstmals ausgebaut und in der Mode der Zeit komplett lackiert, Antrieb Blau, Fahrwerk gelb; zum Teil Teile verchromt
Frühling 2020 Wagen erneut Teilzerlegung, Unterboden von Tectyl befreit, Motor und Fahrwerk farblich wieder in Originalzustand versetzen.
25. Februar 2022 Exakt 53 Jahre nach der Produktion erscheint der Wagen im carguestbook.com, Die Arbeiten Unterboden abgeschlossen
Zu Claude Du Bois, Bruxelles
Nach den bereits geschilderten Mühen konnte ich den Wagen am 29.3.1978 mit 46.500 Kilometern erwerben. Bereits im Jahr darauf besuchte ich in Brüssel/Belgien den ehemaligen AC-Cobra & Shelby-Importeur für fast ganz Europa, Claude Du Bois.
Er war ein ehemaliger Rennfaher, der bis 1967 auch in Le Mans startete und 1966 den 10 Gesamtrang erreichte und sehr früh mit Carroll Shelby Kontakt hatte. Ebenso war er mit Filipinetti bekannt.
Du Bois weilte in Dearborn, als Ford bekannt gab, dass die Produktion der Shelby eingestellt würde und nur noch wenige Autos zur Disposition standen. Im Interview mit Wolfgang Kohrn von ponysite.de erzählte er, wie er somit die restliche 34 oder 36 Wagen gleich en bloc kaufte. So ergab sich, dass keine Händler mehr Shelbys bestellen und liefern konnten, Du Bois jedoch noch etliche in seinem Inventar hatte, Dies war auch der Grund, weshalb er dann auch in andere Länder Wagen verkauften konnte. Er baute darauf hin in eigener Regie 1971 und 1972 ein Modell Shelby Europa. Es wurden 12 bis 14 Stück, die jetzt natürlich besonders rar geworden sind.
Wer interessiert ist: Mehr dazu unter http://www.ponysite.de/sheleur.htm
Nach der Shelby Story übernahm er dank seinem Kontakt zu Bob Lutz 1987 den Relaunch von Chrysler in Belgien. Er verstarb am 8. Februar 2022 im Alter von 89 Jahren.
Die umfangreiche Recherche
In seinem Betrieb half mir im Juli 1979 ein Mitarbeiter bei der Suche nach den Unterlagen zu meinem Fahrzeug. Er nahm dabei ein hölzernes Karteikästchen hervor, in dem dutzende Karten nach Ländern sortiert steckten. Er suchte also zuerst unter Schweiz, dann Frankreich und schliesslich Belgien, bis er fündig wurde.
Im Februar 1970, also ein Jahr nach der Produktion, traf unser Wagen in Belgien ein. Er ging bald weiter an den Untervertreter des Importeurs, Garage Florin. Dieser hatte einen Kunden aus Marokko, Herr Debled von Marrakesch, der in Belgien in Diplomatischen Diensten stand. Vielleicht wurde die Abwicklung mit dem Export oder Transport problematisch, der Erstbesitzer verzichtete auf den Wagen und über Genf erreichte mein Shelby ohne den Afrikanischen Kontinent je gesehen zu haben, den ersten Schweizer Besitzer.
Maurice Tissot verzollte den Wagen am 1. Juni 1971 und setzte ihn laut MOFIS Auskunft am 14.6.1971 im Kanton Bern in Verkehr.
Nach einer Kollision im Oktober 1971 kaufte ein Kollege das Fahrzeug und stellte es in seinem eigenen Carrosseriebetrieb im solothurnischen Wasseramt wieder in Ordnung, um das Auto dann für einige Jahre selber gerne zu bewegen.
Im März 1978 durfte ich den Wagen übernehmen, die Geschicht dazu lest im Beitrag: Wie ich um diesen Wagen kämpfte…
Der damaligen Zeit entsprechend sollte natürlich auch dieses Auto optisch noch herausgeputz werden. Dies erledigte ich 1979.
Nun ist es jedoch an der Zeit, nach dem 50. Gerburtstag des GT350 diesen wieder in seine ursprüngliche Optik zurück zu führen.
Dazu wurde 2020 der Antriebstrang erneut ausgebaut um überholt zu werden und der Unterboden wurde von dem Tectyl-Unterbodenschutz befreit.
Die Karosserie wird mit ihrer Patina jedoch unangetastet bleiben.
Einige dieser Arbeitsschritte werdet ihr auch hier auf Car-Guest-Book verfolgen können.
Die Story ist noch nicht zu Ende!
Weitere Berichte werden in loser Folge hinzugefügt, schaut gelegentlich mal rein!