Es hat etwas länger gedauert, nun ist er aber in meinem Besitz seit dem 29. März 1978
Meine Vorliebe für Amerikaner-Fahrzeuge erwachte schon in meinem Teeanager-Dasein mit dem Bau von Plastikmodelle-Bausätzen. 1966 kaufte ich mir bei einer Ford-Show ein Shelby T-Shirt mit den zwei blauen Streifen aut Weiss und dem Cobra-Logo, ohne jedoch zu ahnen dass ich 12 Jahre später einen GT350 erwerben könnte. Beim gleichen Ford Grosshändler Tribolet in Chur durfte ich an der Lancierung der 1969er US Ford Modelle mit der Schmalfilm Kamera meines ein Jahr zuvor verstorbenen Vates den ersten Mustang Mach1 in der grossen Halle filmen! Als 15 jähriger wurde ich da komisch angesehen.
Eine lange Wartezeit
Meinen eigenen Shelby habe ich das erste Mal im Herbst 1972 gehört und gesehen. Ich war gerade mal 18 Jahre alt und hatte meinen Führerschein erlangt. Es war auch mein Einstieg als Rennmechaniker in einem kleinen Privatteam. Unsere Werkstatt war am Dorfrand an einer beachtlichen Steigung, die der damalige Shelby Besitzer oft in beide Richtungen befuhr. Bergwärts war der Motor unter Last gut hörbar, talwärts hörte man im Schiebebetrieb das einzigartige Blubbern genau so gut. Wir wussten also in der Werkstatt immer, wenn der Shelby vorbei fuhr. Da der Lenker selber auch im Rennsport tätig war, kannte man sich. Von da an musste ich jedoch noch ganze sechs Jahre warten (und alle Jahre zweimal fragen!), bis mir mein Kollege den Wagen verkaufte. Plötzlich fand ich im Winter 1978 ein Inserat in der Automobil-Revue mit zwei Sportwagen, darunter auch den GT350. Mir blieb beinahe das Herz stehen. Aufgeregt wählte ich sofort die Telefonnummer. Als ich mich umgehend bei meinem Kollegen mit dem Hinweis meldete, dass ich ihm doch immer wieder mein Interesse mitgeteilt hätte, meinte er, er wolle ihn eigentlich nicht verkaufen, sondern nur mal schauen, wie die Marktlage sei. Nach zwei Monaten intensiven Bemühens meinerseits gab er ihn endlich um Verkauf frei, meinte aber: „Jetzt musst Du nur noch meine Frau überreden. Sie findet den Shelby viel bequemer als den Porsche 911S“. Das dauerte dann nochmals einige Wochen. Nach diesen Mühen konnte ich den Wagen am 29.3.1978 mit 46.500 Kilometern erwerben.
Der Wagen befand sich in einem guten Zustand, lediglich der Fahrersitz hatte auf der Rückseite einen kleinen Schnitt im Kunstleder und der Original-Schalthebelknopf fehlte. Den konnte ich damals noch nicht besorgen und so habe ich einen Kolben passend angefertigt (Habt Ihr den Kultfilm American-Graffity auch gesehen?).
Beim Entfernen der rechten Türabdeckung fand ich sogar noch das Produktionsblatt vom Fliessband, auf dem sämtliche Angaben über den Shelby zu finden sind! Die Shelby-Mustangs wurden ja alle von Ford (Dearborn) vormontiert, fahrfertig an Carroll Shelby geliefert und von ihm in die entsprechende Ausführung umgebaut. Erwähnenswertes aus dem Blatt: Der Vermerk «Shelby Produktion» ist nicht nur an den zwei Zahlen 48 (s. Chassis Nr.) aus dem 308stelligen Code, sondern auch im unteren Textteil in Worten notiert. Da steht auch, dass nur die billigsten Diagonalreifen montiert wurden. Ausser- gewöhnlich ist auch die Chassisnummer (VIN). Sie beginnt mit 9F, sie und auch alle anderen Angaben (Datumstempel an Sitzpolster, Kofferdeckel usw.) bestätigen die Produktion im Februar 1969! Die Shelby-Hallen verliess der GT 350 jedoch im Frühling 1970, deshalb jetzt 0F.
Der Shelby 350 GT kostete damals 4696 Dollar oder SFr. 30 055 - gemäss Schweizer Preisliste.
Nur noch Original-Zustand
Im Sommer 1978 fuhr ich zum ehemaligen AC-Cobra & Shelby-Importeur für ganz Europa nach Brüssel. Von ihm er hielt ich sogar noch einen Original- Prospekt mit dem Firmenstempel auf der Rückseite! Ich wollte jedes Detail meines Wagens kennen. Wie sich herausstellte, wurde mein GT 350 offiziell nach Europa importiert, was auch die Dubois-Plakette im Motorraum beweist.
Nach längerer Recherche stellte sich heraus, dass mein Wagen zuerst an einen Untervertreter von DuBois in Belgien geliefert wurde. Dieser hatte dafür einen Kunden (Diplomat) in Marrakesch, Marokko. Vielleicht war die Abwicklung mit dem Export / Transportzu zu kompliziert. Auf jeden Fall erreichte der Shelby GT350 nie den Afrikanischen Kontinent.
Dafür wurde er von dem Schweizer Transportunternehmer M. Tissot aus dem Berner Jura am 1. Juni 1971 über Genf in die Schweiz eingeführt und am 14.6.1971 in Verkehr gesetzt.
Bereits im Oktober 1971 wurde das Auto in einen Unfall verwickelt, worauf mein Kollege den defekten Wagen kaufte und reparierte. Nach aufwändigen Nachforschungen konnte ich 9 Jahre nach dem Unfall den inzwischen verstorbenen Zweitbesitzer ausfindig machen. Sein Bruder lud mich in sein Elternhaus ein und überliess mir am Ende unseres Gespräches sogar die Unfallfotos aus dem Familien-Fotoalbum. Der ehemalige Unfall machte mir nichts aus, im Gegenteil, ich bin sogar stolz darauf, nun diese Original Bilder im Wagendossier einreihen zu können. Dazu erhielt ich noch ein zeitgenössisches Bild von 1971 mit Mme Tissot an einer Tankstelle vor ihrem Shelby! Ist doch der Hammer!
Aufgemotzt
Wenige Wochen, nachdem ich den Shelby gekauft hatte, begann ich mit dem Verchromen einiger Motorenteile. Im Herbst wurde der Wagen aufgebockt und sämtliche Antriebs- und Aufhängungsteile abgebaut, sandgestrahlt und einbrennlackiert; Motor, Getriebe und Hinterachse blau, Aufhängung gelb. Genau so war die aktuelle Mode! In allen US Car Magazinen waren die tollsten Wagen auf diese Weise hergerichtet! Im Februar 1979 war der Wagen wieder fahrbereit.
Darauf hin fuhr ich einige Wochen mit «Big Lift» und 8-1/2 x 15 Wolf-Race Felgen umher. Als mir aber bewusst wurde, dass vom 70er GT 350 Fastback 4-Speed nur 220 Exemplare gebaut wurden, entschloss ich mich, den Wagen ab sofort nur noch hundertprozentig Original zu halten. So verkaufte ich die Aachteinhalb Zöller und bestellte die schon lange fehlenden, kleinen und teuren Cobra- Radnabendeckel.
Zurückgebaut
Und nun sind viel Jahre vergangen und der Shelby begleitet mich noch immer. Die jährliche Laufleistung kann mit ein bis zwei Tankfüllungen bewältigt werden.
Nach dem ich mir in unmittelbarer Umgebung eine schöne Hobby Werkstatt einrichten konnte, hielt ich es für angebracht, dem Wagen eine Teilrestauration zu gönnen. All die farbenreichen Verschönerungen vor einigen Jahrzehnten sind nun endgültig nicht mehr angebracht, also wurde der ganze Antriebstrang ausgebaut, um auch den Unterboden von den Tectylschichten zu befreien. Die ganze Mechanik soll wieder in Original zu sehen sein. Ein Projekt von vielleicht 2 Jahren. Die Karosserie bleibt mit ihrer Patina unangetastet.
An einer anderen Stelle werden sie die Details zu dieser Geschichte später verfolgen können.
Weitere Berichte werden in loser Folge hinzugefügt, schaut gelegentlich rein!